Zentrales Thema des Seminars in der Kunstakademie Allgäu „Leicht und Fein“ vom 13.08.2019 bis 17.08.2019 mit Gabriele Musebrink ist das Erarbeiten von Transparenzen.
Gearbeitet wurde mit Sumpfkalk, der Queen der Baumaterialien. Die Dimension dieses Materials eröffneten völlig neue, malerische Ausdrucksmöglichkeiten. Marmormehl war der Zusatz für Stofflichkeit. Es entstanden transparente, leichte, filigrane Tafelbilder in einer Transluzenz und Feinstofflichkeit. Gezeigt wurden klassische Fresco-Techniken mit einer Intonaco-Schicht aus Marmormehl und Sumpfkalk auf Holzuntergründen. Pigmente mit Kalk-Kasein angereichert, wurden auf den frischen Kalkputz in Form von Farbschüttungen aufgebracht und im trockenen Zustand folgten lasierende Farb- und Wachsaufträge. So ließen sich ganz zauberhafte Bilder gestalten.
Wandmalereien mit Sumpfkalk überdauern selbst im Außenanstrich Jahrhunderte. Der Zauber dieser Oberflächen kann unmöglich durch andere Materialien erreicht werden. In Wohnbereichen minimiert sich die Entstehung von Schimmel und daraus folgende allergische Erkrankungen. Der Sumpfkalk schafft in seiner empathischen Wirkung ein durch nichts zu übertreffendes Raumklima. Sumpfkalk wird heute bei Asthmapatienten eingesetzt.
Das Material: Sumpfkalk ist ein Kalkstein, der für unsere Verarbeitung einen Reinheitsgrad von mindestens 95% aufweisen sollte. Wir verwenden nur gut abgelagerten Sumpfkalk, der mindestens fünf Jahre alt ist. Hier gilt – je älter, desto besser. Der Kalk wird gebrannt. Wichtig ist, dass die Brennstoffe keine Schwefelanteile enthalten.
Was macht einen hochwertigen Sumpfkalk aus? Erforderlich ist ein Kalkstein, der einen Reinheitsgrad von mindestens 95 % aufweisen sollte. Für möglichst weißen Sumpfkalk sollte im Gestein wenig färbendes Eisenoxid enthalten sein. Gebrannt wird der Sumpfkalk unter 1100 °C und über 900°C. Kohlensäurehaltige Wasser sind die besten Löschwasser, z.B. ist das bei Gebirgsquellwasser der Fall. Den Löschprozess sollte wirklich nur ein erfahrener Kalklöscher steuern, dass das entstandene Kalkhydrat die optimalen Eigenschaften aufweist. Die Temperatur beim Löschprozess sollte zwischen 80 und 95 °C liegen. Nach dem Löschen wird der Kalkbrei in die saubere Grube abgelassen, damit eine frostfreie Reifung des Sumpfkalks ermöglicht wird. Der Kalkbrei muss immer mit Wasser bedeckt sein, um seine Qualität kontinuierlich zu verbessern. Je älter, desto besser.